Swara Yoga und die Wissenschaft
Der amerikanische Forscher Dr. Shannahoff-Khalsa hat viele Jahre daran gearbeitet, das Verhältnis zwischen der Atmung in der Nase und dem Gehirn zu untersuchen. Hier möchte ich über zwei seiner Artikel berichten.
1983 führte er ein Experiment durch, um den Zusammenhang zwischen der elektrischen Aktivität im Gehirn (als EEG dargestellt) und der Atmung in den beiden Nasenlöchern zu untersuchen. Die Aufgabe der 43 Probanden war es, in einem bequemen Stuhl möglichst lange völlig still sitzen zu bleiben, ohne einzuschlafen. Durch die Temperatur in den Nasenlöchern konnte festgestellt werden, welches Nasenloch gerade aktiv war. Bei den Probanden, die so lange still sitzen konnten, dass ein Wechsel des aktiven Nasenlochs stattfand, wurde gleichzeitig ein Wechsel der Aktivität im Gehirn registriert. Die rechte Gehirnhälfte wurde durch ein dominantes linkes Nasenloch aktiviert und umgekehrt. Bei der Hälfte der Probanden, die nicht still sitzen konnte, zeigten die Messungen keine Änderung im EEG.
1993 sollten in einer Studie 51 Probanden zwei Aufgabensätze lösen. Jeder Aufgabensatz enthielt jeweils eine Aufgabe, die eine räumliche Bearbeitung (z.B. ein Vergleich geometrischer Formen) erforderte, sowie eine Aufgabe zur sprachlichen Bearbeitung. Bei der ersten Aufgabe wurde also die rechte Gehirnhälfte benötigt, bei der zweiten die linke Gehirnhälfte.
Beim Lösen des ersten Aufgabensatzes wurde den Probanden ein Nasenloch blockiert und während des zweiten Teils dann das andere Nasenloch. Die Ergebnisse zeigten, dass räumliche Aufgaben mit einem offenen linken Nasenloch besser gelöst werden konnten. Bei den sprachlichen Aufgaben war die Tendenz gleich, obgleich weniger signifikant.
Wenn wir durch das rechte Nasenloch atmen, stimulieren Nerven in der rechten Gehirnhälfte die Blutgefäße, damit sie sich zusammenziehen. In der Folge vermindert sich die Durchblutung und damit auch die elektrische Aktivität. Wenn wir sagen, dass ein offenes rechtes Nasenloch die Aktivität der linken Gehirnhälfte stimuliert, heißt es eigent-lich nur, dass die Durchblutung und dadurch die Aktivität der rechen Gehirnhälfte gehemmt wurde.
In anderen Forschungsarbeiten hat Shannahoff-Khalsa festgestellt, dass der rhythmische Wechsel zwischen offenen und geschlossenen Nasenlöchern in anderen rhythmischen Vorgängen wiedergefunden werden kann. Zum Beispiel im Herz/Gefäß-System sowie in der schwankenden Menge von Stress- (Catecholaminen) bzw. Hypophysenhormonen und Insulin im Blut.
„Der von den beiden Gehirnhälften hervorgerufene rhythmische Wechsel, den wir in der Funktion des autonomen und des zentralen Nervensystems finden, umfasst offensichtlich die meisten wichtigen physiologischen Systeme mit dem Hypothalamus als übergeordnetem Schrittmacher. Dieser Schrittmacher bindet die im Ruhe-Aktivität-Zyklus einbezogenen Untersysteme ein“.
D.S. Shannahoff-Khalsa.
Das Nervensystem
Das menschliche Nervensystem besteht aus dem zentralen, dem somatischen und dem autonomen Nervensystem.
Das zentrale Nervensystem (CNS) besteht aus Gehirn und Rückenmark. Seine Aufgabe ist es, Informationen zu sammeln und zu bearbeiten und auf dieser Basis Nervenimpulse durch das somatische und das autonome Nervensystem an Muskeln und innere Organe zu senden.
Das somatische Nervensystem ist mit den Sinnesorganen wie Haut, Augen, Ohren etc. sowie mit den Muskeln, die durch die Willenskraft kontrolliert werden können, verbunden. Die rechte Gehirnhälfte ist mit Organen und Muskeln in der linken Körperhälfte verknüpft. Nerven, die von der linken Gehirnhälfte ausgehen, sind mit der rechen Körperhälfte verbunden.
Das autonome Nervensystem ist mit den Drüsen, Muskeln und inneren Organen verbunden, auf die wir normalerweise keinen Einfluss haben. Es wird in das sympathische und parasympathische Nervensystem unterteilt. Diese beiden ergänzen einander, indem sie jeweils bestimmte Funktionen anregen oder hemmen können. Hier sind die Gehirnhälften mit der gleichen Körperhälfte verbunden.
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Quelle
The effects of unilateral forced nostril breathing on cognitive performance.
Susan A. Jella and David S. Shannhoff-Khalsa. International Journal of Neuroscience 1993