Yoga ist ein total einfaches Werkzeug…

Ein Gespräch mit Baumpfleger Kay Ovens

Kay OvensVorbereitung zum KletternArbeiten im Baum

Wie bist du eigentlich dazu gekommen Baumpfleger zu werden?
Ich habe den Gärtnerberuf gelernt, habe im Forst im Akkord Bäume gefällt, Landespflege studiert und danach im Garten-Landschaftsbau gearbeitet. Dann bin ich so langsam in die Baumpflege hineingerutscht, weil ich das interessanter fand. Zuerst hab ich das allein gemacht, später zusammen mit Freunden, wir haben als Einzelunternehmer zusammengearbeitet und hatten viel Spass beim Klettern in den Bäumen.

Also Hobby und Arbeit zugleich?
Ja, ohne Ende. Du kannst wirklich mit deinen Freunden und Mitarbeitern etwas Sinnvolles tun. Nun ist es leider ein bisschen anders geworden, jetzt ist auch viel Geschäft dabei.

Was ist das Wichtigste für dich in deinem Alltag?
Es ist zur Zeit für mich wichtig Freude im Alltag zu haben, dass ich etwas Sinnvolles machen und sogar dabei meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Auch wenn ich davon weg kommen möchte, mir zu wünschen, glücklich und freudig zu sein. Ich möchte dankbar sein wenn ich irgendwelche völlig gewöhnlichen Alltagstätigkeiten mache und es ist auch ok wenn der Tag nur grau ist und etwas nicht so läuft wie ich es mir vorstelle.

Vorbereitung zum KletternWie versuchst du dies im Alltag umzusetzen?
Mein Beruf ist ein wichtiger Teil meines Lebens. Ein anderer Teil ist es, mich körperlich und geistig frisch zu halten, eben bei mir zu sein.

Du praktizierst Yoga und Meditation seit einigen Jahren, welche Rolle spielt dies in diesem Zusammenhang?
Ich habe früher viele Dinge gemacht, die einfach plakativ waren, die mir nur einen kurzen Effekt gegeben haben, und damit ist mir der Alltag auch schwerer gefallen. Mit Yoga bin ich dazu gekommen, bei mir zu sein und bei mir zu bleiben. Dann komme ich leichter durch den Alltag und das gesamte Leben. Und ich habe gesehen, dass Yoga von Anfang an gut für mich war. Ich habe gleich gemerkt, dass Yoga und Meditation das sind, was ich machen will, was mich auch weiterbringt.

Und was bedeutet dann eine regelmäßige Praxis für deinen Alltag?
Den Alltag zu bewältigen klingt vielleicht als ob er voller Last und Sorgen ist, es ist ja gar nicht so, aber ich komme sehr viel leichter durch das Leben mit Yoga und Meditation. Zum einen kann ich Probleme und Schwierigkeiten leichter bewältigen, und zum anderen bekomme ich mehr Möglichkeiten mich zu erfreuen und mehr Klarheit zu haben.

Ich habe den Eindruck, dass dein Alltag recht komplex ist: Aufträge praktisch umsetzen, die vorliegenden Arbeiten an die Mitarbeiter übertragen, Kunden besuchen, Angebote erstellen, Rechnungen schreiben, Auszubildende betreuen…
Das ist sehr komplex. Jeder Tag ist von Anfang bis Ende wirklich voll, was mir aber auch keine Probleme macht. Es gibt Zeiten, in denen ich Stress habe, wo der Tagesablauf zu kippen scheint: viel zu tun, zu viel zu schaffen. Da ist es wichtig zu wissen, dass Yoga ein total simples Werkzeug ist, um den Tag besser zu strukturieren und sich die ganze Kraft zu holen.

Hast du dafür konkrete Beispiele?
Spontan fällt mir die Darmspülung ein, weil ich danach zum einen körperlich lockerer bin, und zum anderen habe ich einen sehr klaren Kopf, kann Entscheidungen besser und schneller treffen. Ich werde dann im Alltag insgesamt viel kreativer und kann alles so machen wie ich es mir vorgestellt habe.

Nun ist Yoga sehr vielfältig, wie sieht dein Programm aus?
Entspannung ist für mich kein primäres Wunschziel beim Yoga, sondern Entspannung tritt sozusagen immer als “Nebenprodukt” im Verlauf der Yoga-Praxis ein. Regelmäßig mache ich morgens mein Yoga, weil ich danach 100-prozentig in den Tag komme. Ich habe ca. eine Stunde, die ich mir ausfüllen kann. Ich fange mit dem Kopfstand an, dann mache ich den Skorpion, den Kranich und dann den Pfau, zum Schluss die Schildkröte. Nach diesen paar Yogastelllungen bin ich erst mal körperlich total frisch. Danach mache ich Atemübungen und Meditation.

Interessant! Viele kommen zum Yoga, würden aber vielleicht nicht unbedingt mit diesen Stellungen zu Hause anfangen, aber etwa mit leichteren Übungen. Das Programm, was du morgens machst, ist ein Beispiel für Yoga auf einer fortgeschrittenen Ebene.
Die körperliche Herausforderung ist für mich auch wichtig, andere würden die Sache vielleicht eher anders angehen. Das intensive Spüren des Körpers lässt mir keinen Freiraum für ablenkende Gedanken und ich bin in kurzer Zeit hellwach und beweglich und keine Trägheit oder Verspanntheit behindert mich bei der Meditation.

Aber immerhin ist Yoga auch dafür da, dass man die Transzendenz erreicht?
Ja, ich kann in den Seins-Zustand gelangen, in dem ich bin. Ich weiß, wenn ich diese Stellungen und Übungen mache, bin ich ganz da. Es gibt vielleicht auch Momente, in denen ich keine Lust auf Yoga oder Meditation habe und es dann trotzdem oder gerade deshalb ausübe. Ich möchte im Leben voll dabei sein, und deswegen mache ich das. Es geht nicht darum, nur in meiner Yogastunde diese Wirkungen zu bekommen oder mich danach über den meditativen Zustand zu freuen, sondern ich ziehe die Auswirkungen in den Alltag hinein.

Was machst du nach dem Yogaprogramm?
Wenn ich von Yoga spreche beinhaltet das auch Meditation. Abends mache ich zur Zeit 1-2 Mal in der Woche Ajapa Japa (wird in den Retreats in Harbergen unterrichtet). Diese Meditation zentriert mich und lässt mich mein Sein im Raum erleben. Immer wieder überrascht mich die Wirkung am drauffolgenden Tag. Ich fühle mich energiegeladen und zielstrebig. Morgens und abends mache ich oft die Meditation Innere Stille (Yoga im Zentrum Nr. 2), dabei kommt meine Gedankenflut zur Ruhe oder wenigstens in eine brauchbare Ordnung. Es hilft die Energie und die Kraft, die ich durch die Yoga-Übungen bekommen habe, richtig präsent werden zu lassen.

Um den Zustand zu stabilisieren?
Zu stabilisieren, zu kanalisieren, um die Wirkung der Übungen nicht verpuffen zu lassen.

Wenn du auf dem Weg zu einer kleinen Insel wärst und nur wenige Übungen mitbringen dürftest, würdest du dann das Programm, das du hier erwähnt hast, mitbringen?
Zumindest müsste der Kopfstand dabei sein.

Kays Programm

1) Der Kopfstand
2) Die Skorpion
3) Der Kranich
4) Der Pfau
5) Die Schildkröte
6) Die Wechselatmung (Nadi Shodana) danach die Meditation Ajapa Japa

Kopfstand - SirsasanaDie Skorpion AsanaDer Kranich - AsanaDer Pfau - AsanaKoormasana - die SchildkröteNadi Shodana - der Wechselatem

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