Von Hamsananda
Nadi Shodana – der Wechselatem
und der Zustand von Yoga.
Der Name Nadi Shodana kann als „das, was die Nadis reinigt“ übersetzt werden. Die Nadis bezeichnen die Energieströme von denen es 72.000 im Körper gibt. Prana ist die Energie, die alle Ebenen unseres Daseins, physiologisch sowie mental, durchströmt. Nadi Shodana ist eine Anwendung, die dich in näheren Kontakt mit deiner eigenen Energie bringt und dich lehrt sie zu meistern.
So wird sie ausgeführt
Die geeignete Stellung hierfür ist eine Meditationsstellung. Der Zeige- und Mittelfinger berühren das Augenbraunzentrum, Brumadhya. Der Daumen wird gebraucht, um das rechte Nasenloch zu schließen und zu öffnen und der Ringfinger in gleicher Weise beim linken.
Du atmest immer nur durch ein Nasenloch ein oder aus, wobei man immer mit der Einatmung durch das linke beginnt. Eine Runde besteht aus dem Einatmen durch das linke Nasenloch, dem Ausatmen durch das rechte, dem Wiedereinatmen durch das rechte und dem Wiederausatmen durch das linke, wobei der Atem tief, langsam und lautlos sein soll.
In der Anfängervariante wird dies über fünf Runden: rechts ein – links aus – links ein – rechts aus; praktiziert. Nach und nach kannst du auf bis zu maximal 25 Runden erhöhen. In der nachfolgenden Variante wird der Atem nach dem Einatmen angehalten, später auch nach dem Ausatmen. Die Proportionen zwischen den vier Phasen des Atems werden im Verhältnis 1:4:2:2 aufgeteilt (die Anleitung hierzu wird hier nur in groben Zügen wiedergegeben, falls du mehr über die Atemübungen des Yoga lernen möchtest, empfehlen wir, an einem unserer Kurse teilzunehmen).
Das kommt heraus
Die drei Hauptnadis Ida, Pingala und Sushumna entspringen dem Wurzelzentrum, Muladhara Chakra, kreuzen einander in jeden folgenden Chakra und begegnen sich beim Kontrollzentrum, Ajna Chakra. Im Wurzelzentrum liegt die individuelle und universelle Energie, Kundalini Shakti, die in ihrer Erscheinung in jedem folgenden Chakra veränderlich ist. Diese Energie, die Kraft der Kundalini Shakti wird aktiviert, wenn das Einatmen und das Ausatmen miteinander harmonieren, wenn Ida, das linke Nasenloch, mit Pingala, dem rechten übereinstimmt. Dann öffnet sich Sushumna „der direkten Weg nach Hause“, das Prana fließt frei und öffnet die Chakra auf den Weg nach oben. Dann entsteht der Zustand Yoga.
Ida und Pingala und der Ein- und Ausatem sind die Dimension der Zeit, während das Zurückhalten oder das Aufhören des Atems, Kumbhaka, die Zeit zum Stillstand bringt und die Lebenszeit verlängert.
Ida und Pingala hängen physiologisch betrachtet mit dem autonomen Nervensystem zusammen. Mit Nadi Shodana wird es möglich, die sympathischen und parasympathischen Funktionen, wie Verdauung, Herz, Atem, Sexualfunktion usw. zu beeinflussen und regulieren.
Atem, Prana und Geist: drei Seiten von dir. Durch sie arbeitest du mit deinem Atem und erlebst so die mentale Ebene und den Zustand von Yoga.
Die Schlange und Nadi Shodana
Sohan Qadri, ein begnadeter Künstler aus Kashmir in Indien, erzählte mir die Geschichte einer Schlange, die er über längere Zeit im Fluss geduldig beobachtete. Die Schlange kam zur Oberfläche, atmete durch ein Nasenloch ein, tauchte eine ganze Weile unter, tauchte wieder auf, lehnte den Kopf zur anderen Seite, atmete durch das andere Nasenloch aus, atmete durch das gleiche gleich wieder ein, tauchte, tauchte auf und atmete durch das andere Nasenloch wieder aus. Machen die Schlangen also Nadi Shodana?
Sicher ist, das die Schlangen, wie in Nadi Shodana, sehr langsam atmen und lange leben.