Bei den Göttern sein

Artikel über den lebensspendenden Nektar in Kriya Yoga

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Nektar kennen wir in erster Linie im Zusammenhang mit Blumen und Bienen oder umgekehrt. Nektar befindet sich in der Blüte, er ist süß und flüssig und lockt Bienen an. Sie nehmen ihn mit und bestäuben dabei die Pflanze. Der Nektar in der Blüte besteht nicht nur aus Wasser und Zucker, er enthält auch verschiedene andere Stoffe, die zur Gesundheit der Bienen beitragen.

Nektar oder Ambrosia wird auch in der griechischen Mythologie beschrieben. Nektar, süß und flüssig, wird den Göttern gegeben, um ihnen ein langes Leben und Unsterblichkeit zu verleihen. In Homers Iliade wird an mehreren Stellen diese lebensspendende Substanz in flüssiger oder fester Form erwähnt. Auch hier gibt es diese besonderen Wirkungen. Hier haben sie auch eine duftende Eigenschaft.

In der nordischen Mythologie ist Idun die Göttin der Jugend und der Unsterblichkeit. Sie ist die Beschützerin der goldenen Äpfel, die Vitalität und Unsterblichkeit verleihen.

Dem Heiligen Gral im Christentum wird, wenn aus ihm getrunken wird, Heilkraft und ewiges Leben nachgesagt. Doch nicht der begehrte Kelch – so schön er auch sein mag – kann so wichtig sein, sondern eher das, was darin ist, würde man meinen. Das gelobte Land, in dem Milch und Honig fließen, verkörpert die Sehnsucht nach Ausgeglichenheit und Lebendigkeit.

Im indischen Kulturkreis wird Ambrosia als Amrita oder Soma bezeichnet. Im Rigveda, einer der ältesten Schriften der indischen Literatur (ca. 3000 v. Chr.), wird der Soma-Trank eingehend beschrieben. Amrita bzw. Soma, hält die Götter jung. In späteren Schriften der Veden nimmt der Nektar ebenfalls einen wichtigen Platz ein. In der Hatha Yoga Pradipika und dem Bhagavat-Purana, beide aus dem indischen Mittelalter, taucht der lebensspendende Saft erneut auf.

„Wenn du den Milchozean umrührst, erhältst du den Nektar der Unsterblichkeit, und wenn du ihn zu dir nimmst, wirst du die Asuras besiegen können“  (Bhagavat-Purana)

Asura bedeutet in Sanskrit Dämon oder böse Geister. Hier möchte ich sie einfach als Hürden in der spirituellen Entwicklung interpretieren – das, was überwunden werden muss, unsere Aufgaben im Leben, unser Karma.

Man lehrt uns, dass Gott und die Götter etwas außerhalb von uns selbst sind, und dass sie im Irgendwo sind, an einem Ort, der für uns nicht erreichbar ist.

Wahrscheinlich haben alle Religionen sich ursprünglich mit der Frage beschäftigt, wie wir Menschen uns am besten entwickeln können. Jesus und andere bedeutende religiöse Vorbilder waren wahrscheinlich eine Art Yogis; jemand, der wirklich etwas wusste und konnte. Sie haben versucht, anderen Menschen eine universelle Essenz zu vermitteln, die eine geschäftige Gesellschaft leicht vergessen kann. Im Laufe der Zeit sind sie einfach nur Geschichten geworden.

Vergangenheit – Gegenwart – Zukunft

Die Gegenwart ist Teil einer Zeitlinie, die aus der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft besteht. Die Vergangenheit ist in dem Sinne essenziell, weil sie uns sagt, woher wir kommen und warum wir so sind, wie wir sind. Die Erinnerung ist also ein bestimmendes Element unseres Daseins. Davon abgesehen macht es keinen Sinn, in der Vergangenheit zu leben. Es entstehen laufend neue Horizonte, die zu einer veränderten Zeit passen.

Die Zukunft ist alles, was kommt, d. h. das, was in Kürze, morgen, in einer Woche usw. geschehen wird. Sie ist ebenfalls Teil des Ganzen, denn hier haben wir etwas zum Träumen, große und kleine Pläne, um die weite Welt zu erobern.

Viele Schriften verweisen darauf, die Gegenwart mehr zu betonen und doch sind es die Vergangenheit und die Zukunft, die das Denken und Handeln der meisten Menschen beherrschen.

Wenn die Schriften und die Religionen das Wort unsterblich verwenden, dann kann ich das nur so verstehen, dass die Zeit zum Stillstand kommt. Dann gibt es keine Gedanken über die Vergangenheit noch über die Zukunft, das Leben verdichtet sich zu einem konzentrierten Punkt, einer Unendlichkeit, voll vertieft und ohne Sorge über das eine oder das andere: die Gegenwart – reine Existenz.

Die Sache mit dem Leben im gegenwärtigen Augenblick kann natürlich, wenn sie oft genug betont wird, hohl klingen und ihren Einfluss auf uns verlieren – sie kann leicht zu einer Aussage ohne Inhalt werden. Aber die Gegenwart ist immer da, und es ist wichtig, sie ständig zu erobern.

Das, was wir im Hier und Jetzt erleben können, ist das Göttliche, die entfaltete schöpferische Lebendigkeit.

Die Götter, die in den alten Legenden besungen wurden, sind Metaphern, etwas dass wir selbst sind (wenn wir wagen uns so zu betrachten), also muss dies für den Nektar auch gelten.

Bindu und Kriya Yoga

Nach yogischer Auffassung wird der Nektar im Bindu-Chakra abgesondert. Bindu befindet sich im Zentrum des Haarwirbels am Hinterkopf. Von dort aus fließt der Nektar abwärts, vorbei am Vishuddhi Chakra im Hals und zum Manipura Chakra im Rückgrat auf Höhe des Nabels. Hier wird er unter normalen Lebensbedingungen zersetzt, was den fortschreitenden Alterungsprozess beschleunigt. Aus Sicht des Yoga kann dieser aufgehalten oder verlangsamt werden.

Man geht Schritt für Schritt heran: Den Anfang machen die Yogastellungen, die körperliche Einschränkungen aufheben. Die Atemübungen bilden eine Brücke zwischen der physischen Dimension und den Emotionen. Zusammen mit der Meditation (aus der tantrischen Tradition) öffnen sie dem Übenden die Augen für die feinere Energie und die Chakras. Das Bindu Chakra ist hier von zentraler Bedeutung. Bindu bedeutet Samen oder Tropfen, weil Bindu die Quelle ist, aus der Nektar fließt.

Im Kriya Yoga, einer fortgeschrittenen tantrischen Meditation, spielt dieses Chakra eine entscheidende Rolle. Kriya Yoga ist eine einzigartige Meditationsform, die Nektar fühlbar macht und die Fähigkeit verleiht, den normalen Kreislauf und Zerfall des Nektars zu modellieren und zu ändern.

Es sind die Chakras und die Arbeit mit den feinstofflichen Energien, die hier entscheidend sind. Die Wärme, das Feuer bei Manipura Chakra zersetzt den Nektar. Im Kriya Yoga wird Nektar zum Vishuddhi Chakra geleitet und hier abgekühlt und regeneriert. Wegen dieser Eigenschaft besteht das psychische Symbol von Vishuddhi Chakra aus Nektar und einem Gefühl von Kühle.

Dies alles klingt vielleicht ein wenig abstrakt, der Verlauf ist in Kriya Yoga jedoch reproduzierbar in der Praxis.

Doch selbst wenn man kein Kriya Yoga kennt, ist Nektar erlebbar, vorausgesetzt es besteht eine innere und äußere Übereinstimmung und Balance. Dann zeigt er sich als eine süße Geschmacksemfindung im Mund und einen lieblichen Körperduft.

Als Leser bist du sicherlich anderen Lösungen des Mysteriums Nektar begegnet. Yoga, in der Welt, in die ich hineingewachsen bin, gibt auf jeden Fall eine praktische und bewährte Antwort darauf.

Gedankenschluss

Geschichten und Erzählungen über Götter und Nektar verzaubern, berühren und versetzen uns wie die Lampe Aladins in Staunen. Warum sollte es dabei bleiben? Warum nicht direkt zur Quelle des Süßen und Lebensspendenden gehen? Die Bienen tun es, warum nicht wir?

Yoga ist für alle, wird gesagt, Kriya Yoga auch? Yoga hat viele Ebene. Erst dann, wenn die Hürden auf einer Ebene intelligent gelöst sind, geht es zur nächsten weiter. Denn wir sind komplexe Wesen, zierliche Pflanzen, mit denen man behutsam umgehen sollte. Deshalb ist Kriya Yoga etwas für den passionierten, leidenschaftlichen Übenden, der auch die Geduld hat, einen Schritt nach dem anderen zu gehen.  Symbol Artikel Ende

Lerne Kriya Yoga und weitere Praktiken aus der tantrischen Yoga-Tradition von Yogacharya Hamsananda und Yoga Shakti im Harbergen Retreat Zentrum im Sadhana Retreat 1 – 9. Juli 2023.